Besondere Perspektiven: Wie Parfüm hergestellt wird, mit der Juicemacherin Nathalie Benareau

Für uns ist ein Duft nicht nur etwas, das man aufsprüht. Er ist eine Quelle des Vertrauens, eine tröstliche Nostalgie, eine in Flaschen abgefüllte Erinnerung, eine Erweiterung der eigenen Personalkeit, ein Lebenswerk. Hinter den Kulissen gibt es eine lange Kette von Menschen, die an der Kreation Ihres Duftes beteiligt sind.

Wir möchten, dass Sie sie kennenlernen.

In dieser Serie arbeiten wir mit Experten aus der Parfümindustrie zusammen. Du hörst von den Machern deiner Lieblingsdüfte von Commodity, von Verkostern unserer Partnerparfümerien und von Vertretern bekannter Einzelhändler.

Sie geben Ratschläge und Fachwissen weiter, um dein Dufterlebnis zu vereinfachen, oder beleuchten ihre Spezialthemen.

Hier können Sie mehr aus Ihrer Duftreise herausholen und sich in der Welt der Düfte gut auskennen. 

Dies ist "Featured Perspectives".

Nathalie Benareau ist Senior Parfümeurin bei Symrise, einem Partnerparfümhaus von Commodity, und die Macherin unseres neuen Juice Scent Space Trilogie.
Im Folgenden erklärt sie uns, wie ein Duft entsteht - von der ersten Planung bis hin zum fertigen Juice in der Flasche.

Teil I: Frühe Entwicklung
Kannst du die ersten Schritte bei der Entwicklung eines Duftes erklären? Wenn eine Marke wie Commodity an Symrise herantritt, was passiert dann bei den ersten Treffen für einen neuen Duft und in den frühen Phasen der Zusammenarbeit?

Beim ersten Treffen, das den Startschuss für eine Zusammenarbeit gibt, wird die Duftvorgabe ausführlich besprochen. Dabei geht es vor allem darum, was der Kunde erreichen möchte und wie der neue Duft mit seiner Markenphilosophie übereinstimmen soll. Wenn wir uns alle einig sind, wird es Zeit für die Parfümeure, kreativ zu werden. In der Regel arbeiten mehrere Parfümeure und Parfümeurinnen mit einem Bewerter zusammen, um ihre persönlichen Interpretationen des Briefings zu entwickeln. Die Marke wählt dann einige Kandidaten aus und arbeitet mit uns zusammen, um ihrer eigenen Vorstellung von dem Briefing näher zu kommen. Nach einigem Hin und Her wird ein Gewinner ausgewählt. Es ist wirklich ein gemeinschaftlicher Prozess, der zu einer durchdachten, sehr bewussten Kreation führt.

Sieht dieser Prozess je nach der Marke, mit der du arbeitest, anders aus?

Ja, natürlich! Jede Marke ist einzigartig und hat ihre eigenen Ziele und Visionen. Manche Marken haben sehr genaue Vorstellungen, andere wiederum lassen uns mehr kreative Freiheit. Letzteres ist bei Commodity der Fall, und das ist einer der Gründe, warum ich so gerne mit ihnen gearbeitet habe.

Wie gehst du vor, um die Markenidentität oder das Konzept in Form von Düften festzuhalten?

Wir stellen so viele Fragen wie möglich, um die Identität der Marke zu verstehen. Wir schauen uns ihre anderen Düfte an, aber auch ihre Kunden und die Art der Sprache, die sie verwenden, um mit ihnen zu kommunizieren. Wir schauen uns sogar die Flaschen und die verwendeten Farben an. All diese Details geben uns Hinweise auf die Richtung, die wir bei der Kreation des Duftes einschlagen wollen. Es hilft, sich immer vor Augen zu halten, warum wir den Duft kreieren und für wen wir ihn kreieren.

Teil II: Parfümherstellung

Was sind deine nächsten Schritte, wenn du nach dem ersten Treffen mit einer Marke damit beginnst, deine Ideen in einen Duft zu verwandeln?

Ich lasse mich sehr von Farben und Bildern inspirieren, und für mich stehen Duftstoffe für bestimmte Farben, Formen und Texturen, die verschiedene Stimmungen erzeugen. Ich beginne mit einer allgemeinen Vorstellung von der Duftfamilie und den Noten, von denen ich denke, dass sie am besten zu den Konzepten des Auftrags passen, und ich beginne, verschiedene Ideen zu skizzieren. Normalerweise habe ich schon eine Vorstellung davon, wie der Duft riechen soll. Dann spiele ich mit verschiedenen Kombinationen von Noten herum, bis ich ein faszinierendes, überzeugendes olfaktorisches "Bild" gefunden habe.

Kannst du die Bestandteile eines Duftes erklären?

Ein Duft setzt sich aus einer Mischung von Commodityen zusammen. Sie können natürlich oder synthetisch, naturinspiriert oder naturidentisch sein. Sie können in Familien wie fruchtig, holzig, moschusartig, blumig und mehr eingeteilt werden. Sie können mehr oder weniger flüchtig sein, was darüber entscheidet, ob sie als Teil der Kopf-, Mittel- oder Basisnote verwendet werden.
Die Kopfnote ist der Aufhänger, der dich auf die Reise des Dufts einlädt und dich in den Bann zieht. Die Herznote ist das Herz des Duftes - seine wahre Identität. Die am wenigsten flüchtigen Inhaltsstoffe sind die Basisnoten, also Moschus, Vanille und Hölzer, die am nächsten an der Haut liegen. Diese Commoditye bilden die Teile eines Dufts, aber mein Ziel als Parfümeur ist es, eine viel größere Summe zu schaffen. Die Zutaten sind meine Palette. Sie sind die Pinsel und Farben, die ich verwende, um das Gesamtbild zu schaffen.

Wie viele Proben machst du normalerweise, bevor du dich für eine Formel entscheidest, die du mit anderen teilen möchtest?

Es kommt wirklich auf den Duft an. Jeder Prozess der Zusammenarbeit ist anders. Manchmal schaffen wir es in fünf Versuchen, und manchmal braucht man 100 Versuche.

Was sind die nächsten Schritte, wenn du eine Probe an eine Marke geschickt hast?

Die Marke bewertet den Duft, und wir besprechen alle Anmerkungen oder notwendigen Anpassungen. Jede Iteration bringt den Duft näher an den wahrhaftigen Ausdruck des Auftrags, den die Marke im Sinn hatte. Das kann genau das sein, was sich die Marke von Anfang an vorgestellt hat, oder es kann von einer völlig neuen Sichtweise inspiriert sein, die der Parfümeur mit seiner Kreation einbringt.

Ist die Parfümherstellung deiner Meinung nach eher eine Kunst oder eine Wissenschaft?

Ein Duft ist der Ausdruck einer nicht greifbaren Idee. Er hat eine Bedeutung und Emotionen, und vor allem ist er schön, also ist er Kunst. Die Wissenschaft dahinter ist ein Werkzeug, um diese Kunst zu schaffen.

Teil III: Juice

Was war deine Inspiration für dieses Projekt?

Meine Inspiration für dieses Projekt war das wörtliche Wort "Juice". In der Parfümindustrie nennen wir die Flüssigkeit, die in die Parfümflasche kommt, den "Juice", und das ist das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an das Wort denke. Weil der "Juice" der kostbare Duft selbst ist, ist er die stärkste Form des Selbstausdrucks. Für mich ist dieser Selbstausdruck bunt, Juiceig, leuchtend und aus irgendeinem Grund in meinem Kopf... rot. Das hat mich dazu inspiriert, einen großen, kühnen, Juiceigen Duft zu kreieren, in dessen Mittelpunkt rote Beeren stehen: ein explosiver und unkonventioneller Duft, der die Blicke auf sich zieht und die Trägerin oder den Träger zum Lächeln bringt.

Was sind deine Lieblingsnoten, mit denen du in Juice gearbeitet hast?

Ich liebe Himbeeren. Ich finde sie so schön und zart, aber auch extrem lecker und Juiceig. Sie sind die perfekte Kombination aus erhaben und doch fröhlich. In Juice habe ich Himbeermark verwendet, das eine süßere, marmeladigere und noch üppigere Version der Himbeere ist. Zu dieser Beerennote gesellt sich Rhabarber. Es ist ein grüner, säuerlicher und scharfer Duft der einem Parfüm eine köstliche Würze verleiht.. Ich habe auch bulgarische Rose verwendet. Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass viele Rosenarten eine fruchtige Facette haben, die an frische Himbeeren erinnert. Und die Rose ist die Königin aller Blumen! Schließlich habe ich eine sehr kräftige Amberholznote verwendet, um eine starke Signatur mit Langlebigkeit und Körper zu schaffen - ein starker Ausdruck von Juice!

Wie stellst du dir vor, wie unsere Kunden Juice erleben und mit ihm interagieren?

Juice verkörpert eine andere, neuere Interpretation von Sucht und ich denke, dass die Menschen, die damit zu tun haben, diese modernere Interpretation von Früchten lieben werden. Ich hoffe, dass sie es unerwartet und einzigartig finden und dass sie begeistert sind, wie bunt und explosiv es ist. Ich hoffe, sie fühlen sich dadurch ermutigt, auch bunter zu sein!

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